Marken für Startups: Deutsche Marke oder Unionsmarke?

Ein Startup-Gründer sitzt an einem Schreibtisch

Als Gründer eines jungen Unternehmens stehen Sie oft vor der Herausforderung, Ihre Marke rechtlich abzusichern. Dabei stellt sich die Frage: Sollen Sie eine deutsche Marke oder eine Unionsmarke anmelden? Mit der deutschen Marke sichern Sie sich bundesweiten Schutz, während die Unionsmarke Ihre Marke in 27 EU-Ländern schützt. Doch welche Option ist für Ihr Startup die richtige? In diesem Artikel vergleichen wir die deutsche Marke und die Unionsmarke im Hinblick auf Kosten, geografischen Schutzumfang, Verwaltungsaufwand und andere wichtige Faktoren.

Wichtige Kriterien: Geschäftsmodell und geografische Ausrichtung

In einer Welt, in der Markenidentität und Markenschutz entscheidend für den Unternehmenserfolg sind, ist die Wahl der richtigen Markenstrategie keine leichte Aufgabe. Die richtige Wahl hängt stark vom Geschäftsmodell und der geografischen Ausrichtung des Startups ab. Während für lokal oder national ausgerichtete Unternehmen eine deutsche Marke ausreicht, benötigen Startups mit einem breiteren europäischen Fokus eine Unionsmarke.

Schutzumfang, Kosten, Vor- und Nachteile einer deutschen Marke

Kosteneffizienz: Bei der Anmeldung einer deutschen Marke profitieren Sie von niedrigen Kosten. Die elektronische Anmeldung kostet nur 290 Euro (für 3 Klassen, jede weitere Klasse 100 Euro) und schützt Ihre Marke für zehn Jahre. Nach jeweils zehn Jahren ist eine Verlängerung gegen Zahlung der ebenfalls moderaten Verlängerungsgebühr möglich. Dies ist besonders für junge Unternehmen attraktiv, die ihre finanziellen Mittel gezielt einsetzen wollen.

Begrenzter geografischer Schutz: Der größte Nachteil einer deutschen Marke ist ihr begrenzter geografischer Schutzbereich. Sie bietet nur in Deutschland Schutz, was für Unternehmen, die in anderen EU-Ländern expandieren wollen, nicht ausreichend ist.

Aber: Auch wenn Sie selbst nicht bundesweit unter Marke tätig sind, sind Sie mit der deutschen Marke im gesamten Bundesgebiet vor Nachahmern geschützt. Das erleichtert die Durchsetzung Ihrer Rechte und das Vorgehen gegen ähnliche Marken (auch spätere Unionsmarken) in Deutschland.

(Dafür) geringere Angreifbarkeit: Im Vergleich zu einer Unionsmarke ist die deutsche Marke weniger angreifbar. Die Unionsmarke bietet zwar EU-weiten Schutz, kann aber an Eintragungshindernissen in einem der 27 EU-Länder scheitern oder von Marken aus einem der 27 EU-Länder angegriffen werden. Für Startups, die sich auf den deutschen Markt konzentrieren, kann dies ein unnötiges Risiko darstellen.

Schneller vorläufiger Schutz: Eine deutsche Marke wird schneller eingetragen als eine Unionsmarke, so dass Sie Ihre Rechte früher durchsetzen können. Für ein Startup, das auf eine schnelle Marktpräsenz angewiesen ist, kann dies entscheidend sein.

Flexibilität durch internationale Registrierung: Für Startups, die nur in Deutschland tätig sind, ist die deutsche Marke ausreichend. Sollte sich später Chancen einer internationalen Expansion ergeben, kann die deutsche Marke durch eine einfache Erstreckung des Schutzes auf andere Länder erweitert werden. So kann ein Startup, das erst später (unverhofft) den Sprung in die EU oder in Drittländer wagt, auf Basis der deutschen Marke internationalen Schutz in der EU oder ausgewählten Drittländern beantragen. Dies ist natürlich mit Zusatzkosten verbunden.

Seniorität und strategische Überlegungen: Bei einer späteren Anmeldung einer gleichlautenden Unionsmarke für identische Waren und Dienstleistungen kann die Seniorität der deutschen Marke in Anspruch genommen werden, so dass die später angemeldete Unionsmarke den früheren Zeitrang der deutschen Marke genießt. Da die Unionsmarke auch Deutschland umfasst, ist die deutsche Marke dann eigentlich nicht mehr erforderlich. Dennoch kann es sinnvoll sein, die deutsche Marke aufrechtzuerhalten, da die Unionsmarke aufgrund ihrer EU-weiten Geltung anfälliger für Angriffe ist. Sollte die Unionsmarke angegriffen und gelöscht werden, haben Sie zumindest noch die deutsche Marke. 

Schutzumfang, Kosten, Vor- und Nachteile einer Unionsmarke

EU-weiter Schutz: Angenommen, Ihr Startup plant von Anfang an, in mehreren EU-Ländern aktiv zu werden, dann reicht ein Markenschutz nur in Deutschland nicht aus. In diesem Fall sollten Sie (zumindest auch) eine Unionsmarke anmelden. Eine Unionsmarke sichert Ihnen Markenschutz in allen 27 EU-Mitgliedstaaten. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn Sie auf den gesamten europäischen Markt expandieren wollen.

Achtung: Eine Unionsmarke bietet keinen Markenschutz in Norwegen, Island, Liechtenstein, Schweiz, Vereinigtes Königreich (nach dem Brexit) und in europäischen Mikrostaaten wie Monaco, San Marino, Vatikanstadt und Andorra. Für Markenschutz in diesen Ländern müssen separate nationale Markenanmeldungen oder internationale Registrierungen über das Madrider System vorgenommen werden, das eine internationale Markenanmeldung ermöglicht.

Kosten- und Zeitersparnis: Die Anmeldung einer Unionsmarke ist langfristig kostengünstiger, wenn Sie in mehreren EU-Ländern tätig werden wollen. Anstatt in jedem Land einzeln eine nationale Marke anzumelden, bietet die Unionsmarke mit einer einzigen Anmeldung Markenschutz in 27 EU-Ländern. Das spart Zeit und Ressourcen.

Einheitliche Verwaltung: Die Verwaltung ist einfach, da Sie nur eine Marke für die gesamte EU verwalten müssen. Dies vereinfacht den Verwaltungsaufwand und die Überwachung Ihrer Markenrechte.

Stärkung der Markenpräsenz: Für Start-ups, die eine starke Präsenz in der gesamten EU anstreben, ist die Unionsmarke ein wirksames Mittel, um ihre Marke zu etablieren und zu schützen. Eine Unionsmarke kann die Markenidentität stärken und das Vertrauen der Kunden in verschiedenen Ländern festigen.

💡Eine Unionsmarke birgt jedoch auch einige Nachteile, die Startups und Unternehmen beachten sollten:

"Alles-oder-Nichts-Prinzip": Ein wesentlicher Nachteil der Unionsmarke ist das Prinzip der Einheitlichkeit. Wenn die Marke in nur einem der 27 EU-Länder auf ein Hindernis stößt, wie z.B. ein älteres Markenrecht, kann dies die gesamte Unionsmarke gefährden. Dies erhöht das Risiko, dass die Marke in der gesamten EU ungültig wird.

Komplexität bei der Recherche und Risikobewertung: Die Recherche vor der Anmeldung einer Unionsmarke ist komplexer, da potenzielle Konflikte mit bestehenden Marken in allen 27 EU-Ländern berücksichtigt werden müssen. Dies kann zeitaufwändig und kostenintensiv sein.

Höhere Kosten bei der Anmeldung und Verteidigung: Die Anmeldegebühren für eine Unionsmarke sind höher als für eine nationale Marke. Zudem können die Kosten für die Verteidigung der Marke in mehreren Ländern erheblich sein, insbesondere wenn Rechtsstreitigkeiten in verschiedenen Jurisdiktionen entstehen.

Längere Bearbeitungszeiten: Der Anmeldeprozess für eine Unionsmarke kann länger dauern als für nationale Marken, da Einwände oder Widersprüche aus jedem EU-Land berücksichtigt werden müssen.

Risiko bei Änderungen in der EU-Mitgliedschaft: Politische Veränderungen in der EU, wie der Brexit, können Auswirkungen auf den Schutzumfang der Unionsmarke haben. Unternehmen müssen auf solche Veränderungen reagieren und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.

Fazit und Empfehlungen:

Die Wahl der Markenart hängt stark vom (geplanten) Geschäftsmodell und der (geplanten) geografischen Ausrichtung des Startups ab. Startups sollten daher von Anfang an eine klare Strategie für ihre Markenpräsenz entwickeln und dabei sowohl kurz- als auch langfristige Ziele berücksichtigen.

🇩🇪 Für Startups, die (auch langfristig) ihren Hauptmarkt in Deutschland sehen, bietet die deutsche Marke einen kostengünstigen, effektiven und weniger angreifbaren Schutz. Die Möglichkeit, den Schutz später auch international auszudehnen, bietet zudem Flexibilität für zukünftiges Wachstum.

👉 Beispiele für Startups, für die eine deutsche Marke ausreicht:

  • Lokal ausgerichtete Dienstleistungen: Ein Startup aus München bietet eine App für den lokalen Fahrradverleih an. Da der Service auf den Münchner Markt zugeschnitten ist, wäre eine deutsche Marke völlig ausreichend.
  • Regionale Produkte: Ein Startup in Berlin, das regionale Lebensmittel verkauft, die nur in Deutschland vertrieben werden.
  • Nischenmarkt-Dienstleistungen: Ein Startup aus Hamburg, das sich auf nachhaltige urbane Landwirtschaft spezialisiert hat und ausschließlich in Deutschland tätig ist.

🌍Für Startups, die (zumindest mittel- oder langfristig) eine signifikante Präsenz in mehreren EU-Ländern anstreben oder ein größeres geografisches Publikum ansprechen möchten, ist eine Unionsmarke eine effiziente, kostensparende und strategische Lösung.

👉 Beispiele für Startups, die mindestens eine Unionsmarke benötigen:

  • E-Commerce-Plattformen: Ein Startup-Unternehmen aus Frankfurt, das eine E-Commerce-Plattform für Mode betreibt und auf den gesamten EU-Markt abzielt.
  • Technologie- und Softwareunternehmen: Ein Technologie-Startup aus Berlin, das eine B2B-Softwarelösung entwickelt, die von Unternehmen in ganz Europa genutzt werden soll.
  • Grenzüberschreitende Dienstleistungen: Ein Kölner Startup-Unternehmen, das eine Sprachlern-App entwickelt, die speziell für den europäischen Markt konzipiert ist und in mehreren EU-Ländern angeboten werden soll.