Sound ist die universelle Sprache von TikTok. Daher spielt die TikTok-App für Musiklables eine enorm wichtige Rolle (TikTok Hot 50 Charts). Auch große Marken wie Levis haben das Potential von TikTok längst erkannt. Aber auch kleinere Unternehmen versuchen auf TikTok Fuß zu fassen und laden Werbevideos mit Musik auf TikTok hoch. Häufig wird dabei auf Hits aus der privaten Musikbibliothek ("Sounds") zurückgegriffen. Diese Musik darf aber nur in privaten Videos verwendet werden. Die Verwendung in kommerziellen TikToks stellt eine Urheberrechtsverletzung dar. Musikverlage mahnen bereits ab und fordern Schadenersatz in vier- bis sechsstelliger Höhe. Zu Recht?
Wer darf welche Musik bei TikTok nutzen?
TikTok hat - wie auch Meta (Facebook/Instagram) - mit vielen Musikverlagen und den größten Musiklabels Lizenzverträge über die Nutzung von Musik durch TikTok-Nutzer in TikToks abgeschlossen. Diese Lizenzverträge beschränken sich jedoch auf die Nutzung von Musik durch TikTok-Nutzer für private Zwecke. Deshalb stellt TikTok zwei verschiedene Musikbibliotheken zur Verfügung: "Sounds" - Musik für private TikToks und "Commercial Sounds" - Musik für kommerzielle TikToks.
Wichtige Unterscheidung: "Private TikToks – "Kommerzielle TikToks"
Bei der Musikauswahl auf TikTok muss zwischen privaten TikToks (ausschließlich private Nutzung) und kommerziellen TikToks (kommerzielle Nutzung) unterschieden werden. TikTok stellt den TikTok-Nutzern je nach Zweck unterschiedliche Musikkataloge zur Verfügung:
Regulärer Musikkatalog ("Sounds"): Der allgemeine Musikkatalog enthält Millionen von Songs einschließlich Charthits, die jedoch nur in privaten TikToks verwendet werden dürfen. Inhaber von Business Accounts haben daher keinen Zugriff auf die private Musikbibliothek "Sounds".
Kommerzieller Musikkatalog ("Commercial Sounds"): Der kommerzielle Musikkatalog enthält über 1.000.000 Songs und Sounds, die vorab für die kommerzielle Nutzung freigegeben wurden. Es handelt sich um eine separate Playlist für Werbezwecke, die jedoch selten Charthits enthält.TikTok betont zwar die hohe Qualität der Playlist, aber Unternehmen haben damit keinen Zugriff auf Hits, sondern nnur auf generische Musik.
Private TikTok-Videos: Musik aus "Sounds" und "Kommerzielle Sounds" erlaubt
Inhaber eines persönlichen TikTok-Accounts haben sowohl Zugriff auf den kommerziellen Musikkatalog ("Kommerzielle Sounds") als auch auf den regulären Musikkatalog ("Sounds"). Musik aus der regulären Musikbibliothek dürfen jedoch nur in TikToks verwendet werden, die ausschließlich privat sind.
Kommerzielle TikTok-Videos: Nur Musik aus „Kommerzielle Sounds"erlaubt
TikTok Nutzer, die Videos zu kommerziellen Zwecken auf TikTok veröffentlichen, dürfen nur Musik aus der kommerziellen Musikbibliothek verwenden Dies gilt auch für Inhaber von persönlichen TikTok Accounts. Entscheidend ist nicht die Art des Accounts, sondern der Inhalt des Videos.
Wenn Unternehmen einen persönlichen TikTok Account nutzen, müssen sie bei der Musikauswahl vorsichtig sein: TikTok schlägt automatisch Hits aus dem privaten Musikkatalog "Sounds" vor, die in kommerziellen TikToks nicht verwendet werden dürfen. Unternehmen müssen unter "Sounds" aktiv auf "Commercial Sounds" umschalten.
Achtung: Videos mit TikTok Musik ("Sounds" und "Kommerzielle Sounds") dürfen nur auf TikTok hochgeladen werden, nicht auf anderen Plattformen wie Facebook, Instagram & Co. Außerdem kann das Nutzungsrecht nur für bestimmte Länder gelten. Wenn TikTok Nutzer Videos mit TikTok Sounds auf anderen Plattformen oder in nicht autorisierten Ländern nutzen, riskieren sie Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen, Schadensersatz und Plattformsperren auf Facebook & Co.
Musik für kommerzielle TikToks: Welche Alternativen gibt es ?
Lizenzerwerb für kommerzielle Nutzung von Hits
Wollen Unternehmen in kommerziellen TikToks nicht auf Hits verzichten, müssen sie die Rechte zur kommerziellen Nutzung von den Rechteinhabern erwerben. Andernfalls drohen Abmahnungen wegen Urheberrechtsverletzungen und Schadensersatzforderungen.
Rückgriff auf lizenzfreie Musik oder Produktion eigener Sounds
Eine Alternative ist der Rückgriff auf lizenzfreie Musik oder die Produktion eigener Sounds. So hat beispielsweise die Marke "Rügenwalder Mühle" für TikToks Videos eigene Sounds produziert., um die Markenidentität zu stärken. Durch eigene Sounds kann der Wiedererkennungswert der Videos eines Marken-Accounts deutlich gesteigert werden. Ein weiteres Vorzeigebeispiel ist die Marke Mercedes, die z.B. gemeinsam mit der deutschen DJane und Creatorin Stella Bossi einen Sound kreiert hat.
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Kanzlei Mathé fordert Schadenersatz für Musikverlage wegen TikTok Videos
Von der Anwaltskanzlei Mathé aus Hamburg haben bereits Unternehmen Post bekommen, weil sie TikToks mit Musik aus der privaten Musikbibliothek "Sounds" veröffentlicht haben. Die Kanzlei vertritt mehrere Musikverlage (u.a. EMI Publishing, Sony Publishing, ROBA Music Verlag GmbH, Hanseatic Musikverlag, Neue Welt Musikverlag).
In einem ersten Schreiben werden die Unternehmen aufgefordert nachzuweisen, dass sie Lizenzen für die Nutzung der Musik in den TikToks erworben haben. Die wenigsten dürften solche Lizenzen erworben haben.
In einem zweiten Schritt fordert die Anwaltskanzlei Mathé Schadensersatz und beziffert diesen je nach Anzahl der Videos und Dauer der Nutzung auf Beträge zwischen 5.000 und 100.000 Euro. Ob derart hohe Forderungen für die Nutzung von wenigen Sekunden Musik in TikTok-Videos gerechtfertigt sind, darf bezweifelt werden. Auch für die unerlaubte Nutzung von Musik in TikToks gilt, dass als Schadensersatz nur das verlangt werden kann, was vernünftige Vertragsparteien vereinbart hätten.
Bekanntlich wird bei der Lizenzierung von Musikrechten zwischen klassischer Werbung in TV/Kino und Social Media sowie der Größe des Unternehmens und seines Mediabudgets unterschieden. So unterscheidet auch die Preisliste "Synchronisationsrechte Universal Production Music" bei der Musiknutzung zwischen klassischer TV-/Kinowerbung, audiovisuellen Unternehmenspräsentationen und der kommerziellen Nutzung in Social Media. Für letztere werden Monatspauschalen angeboten.
Es bleibt abzuwarten, welche Schadensersatzbeträge die Gerichte für die unerlaubte Nutzung von Musik in TikToks zusprechen werden.
Sollen auch Sie Schadensersatz wegen Musik in Videos auf TikTok, Facebook, Instagram & Co. zahlen? Dann sollten Sie die Ansprüche unbedingt anwaltlich prüfen lassen. Auch die Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung sollte gut überlegt sein, da bei einem Verstoß Vertragsstrafen drohen.
Aufgrund meiner Spezialisierung und langjährigen Beratung im Urheberrecht sind mir die Angriffspunkte gegen urheberrechtliche Abmahnungen und Schadensersatzforderungen bestens vertraut. Ich habe bereits zahlreiche Mandantinnen und Mandanten bei Urheberrechtsverletzungen außergerichtlich und gerichtlich vertreten. Überzogene Zahlungsforderungen weise ich stets zurück.
Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz Denise Himburg – Ihre Anwältin für Urheberrecht mit mehr als 20 Jahren praktischer Erfahrung im Urheberrecht.